Ein Besuch bei Radio Coco Dulce und dem Radiodirektor und Garifuna-Aktivisten Alfredo López

Das Garifuna-Radio Faluma Bimetu („Süße Kokosnuss“) wurde 1995 von der Garifuna-Organisation OFRANEH gegründet, um gegen die zunehmende Enteignungen von eigentlich kollektivem Garifuna-Land vorzugehen. Angesichts einer völlig einseitigen Medienberichterstattung (die Landräuber besaßen die Kommunikationsmedien) erschien es als dringend notwendig, eigene Nachrichten verbreiten zu können.

Seit 1997 sendet Radio Coco Dulce (der Name wurde von der comunidad ausgesucht, da Kokusnüsse ein sehr wichtiger Bestandteil ihres Lebens und ihrer Ökonomie sind) 12 Stunden täglich außer samstags. Es gibt kirchliche Sendungen, Musik- und Themensendungen für Jugendliche, Wunschkonzerte für Älter. Das Herzstück des Radios aber sind die Nachrichten in der eigenen Sprache.

Das Radio hat inzwischen eine Reichweite von über 50, teilweise bis 80 km, und sendet von der Gemeinde Triunfo de la Cruz aus. Themen der Nachrichten sind Landrechte bzw. Land Grabbing, Alltagskriminalität, Umweltschutz, die Probleme der Fischer (denen in sog. „Naturparks“ oft Netzte und Geräte beschlagnahmt werden), aber auch nationale Nachrichten wie z.B. über die geplanten Modellstädte, für die eine Verfassungsänderung vorgenommen wurde.

Alfredo López, der das Radio gegründet hat und zugleich Vizepräsident der Garifunaorganisation OFRANEH ist, erzählte uns von dem riesigen Hotelprojekt „Los Micos“ auf Garifuna-Land, ein Hotelkomplex mit eigenem Golfplatz, der seit 12 Jahren verhandelt und zur Zeit gebaut wird. Das Projekt sei ein „ökologischer Selbstmord“, und bringe für die Garifuna nicht wie behauptet wirtschaftliche Vorteile und Fortschritt, sondern soziale und ökologische Probleme (Wassermangel).

Durch Bestechungen und Korruption wurde die Zustimmung einiger Gemeindemitglieder erkauft. Tatsächlich arbeiten nur wenige Garifuna und zu sehr schlechter Bezahlung beim Bau mit.

Das Radio und Alfredo selbst sind sehr oft Bedrohungen ausgesetzt, so wurde das Radio zweimal in Brand gesetzt (das letzte Mail im Janaur nach dem Putsch) und Alfredo selbst sass wegen fingierter Anklagen fünf Jahre im Gefängnis, wegen seiner Aktivitäten gegen ein früheres Hotelprojekt (Marbella). Dieses kam nach langen Kämpfen nicht zustanden – die Garifuna konnten nachweisen, das es zur Geldwäsche von Drogengeldern dienen sollte.

Wie angespannt die Lage hinsichtlich des Drogenhandels in Triunfo de la Cruz ist, zeigt die kürzliche Ermordung dreier Jugendliche: sie wurden von sechs Schwerbewaffneten in Polizeiuniform aus einem Billardsaal geholt und dann fand man sie erschossen auf der Straße.  Selbst die Totenscheine zu bekommen war schwierig.

Die Garifuna haben verschiedene Anklagen wegen Menschenrechtsverletzungen und Landraub  beim Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshof eingereicht. 

Zum Schluss berichtete Alfredo von den Auseinandersetzungen im Vallecito. Dort haben Miguel Facussé und zwei weitere Großgrundbesitzerfamilien (die Witwe von Rene Vila Lobos und die Witwe von Tito Monte) Garifuna-Land besetzt und bauen dort Ölpalmen an – außerdem befindet sich dort ein Umschlagplatz für Drogen.

Garifuna führen dort ein Besetzung durch, um ihr Recht gegen die illegale Landnahme zu unterstreichen: sie möchten dort eine Garifuna-Gemeinde gründen und eine Agrar-Schule. Obwohl die INA ihnen eine Vermessung versprach – die Voraussetzung einer polizeilichen Räumung, kam diese bisher nicht zustande, da die schwerbewaffneten Sicherheitskräfte der Großgrundbesitzer es nicht zuließen.

In den nächsten Tagen ist erneut eine offizielle Begehung der INA geplant, um das Land der Garifuna zu vermessen. Auch wir wollen vor Ort fahren, um die Garifuna als internationale Beobachter_innen zu unterstützen.

 

Die Garifuna-Bewegung

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