Besuch bei Miriam Miranda, Präsidentin von OFRANEH
Auf unserem Weg nach Tocoa, machten wir einen Zwischenstopp bei Miriam Miranda, Präsidentin von OFRANEH. Die Organisation ist aus Sicherheitsgründen gerade aus der Provinzhauptstadt La Ceiba in die kleine Garifuna-Gemeinde Sambo Creek umgezogen. Genau an diesem Tag fand eine Wiederaneignung eines Gemeindegrundstücks statt. Ca. 20-30 Leute waren damit beschäftigt, für ein Camp das Land zu roden. Als wir ankamen, wurde eine kurze Versammlung abgehalten, in der Miriam den Leuten sagte, sie sollten keine Bäume fällen, um deren Schutzfunktion vor Sonne aber auch Überschwemmungen zu erhalten. Der nahe gelegene Fluss tritt häufig über die Ufer und hat in der Vergangenheit schon große Geröllstücke aus den Bergen mitgerissen, die zu großen Schäden führten. Es sei weiterhin wichtig, sagt sie in den nächsten kritischen Tagen immer auf dem Grundstück präsent seien. Es war spannend die Aufbruchstimmung und Energie der Menschen auf dem überwucherten Grundstück mitzuerleben. Direkt im Anschluss besuchten wir das kommunale Radio, bei dem nun von der Wiederaneignung berichtet wurde und die Menschen aufgerufen wurden sich daran zu beteiligen.
Bei einer abschließenden Besprechung erzählte Miriam von der Problematik der Modellstädte. Es gibt ein ehrgeiziges Projekt der gegenwärtigen Regierung, in verschiedenen Regionen im Land „Charter Cities“ zu errichten. Dabei wird potentiellen Investoren eine Fläche von bis zu 2000 Quadratkilometern zur Verfügung gestellt. Diese sollen autonom von Honduras sein, d.h. die Investoren können sich ein eigenes Polizei-, Justiz- und Steuersystem durch einen Verwaltungsrat schaffen. Dafür wurde die Verfassung geändert. Angeblich sind die Modellstädte auf „unbewohntem“ Land geplant, de facto werden jedoch Gemeinden dadurch vertrieben. Gerade werden jeden Mittwoch Verfassungsklagen wegen der geplanten Modellstädte vor dem Obersten Gerichtshof eingereicht.