Mittwoch, 12.09.2012
Angekündigte Landvermessung in Vallecito, Limon, Department Colon
Wir fahren nach Vallecito, wo ein aktueller Landkampf der Garifuna stattfindet. Seit 1997 befinden sich dort 1200 Hektar Land in ihrem kollektiven Besitz. Das Land wird von sechs Garifuna-Kollektiven bewirtschaftet. Seit mehreren Jahren hat die Großgrundbesitzerfamilie von Reynaldo Villalobos das Land illegal besetzt. Ihre Sicherheitskräfte bedrohen die Garifuna vor Ort kontinuierlich, auch mit Schusswaffen. Immer wieder sind gewaltsame Übergriffe zu befürchten. Vallecito ist zudem Standort für eine der geplanten Modellstädte in Honduras, und wahrscheinlich gibt es auch Erdölvorkommen in der Region.
Im Juli 2010 hat die Organisation OFRANEH ein Abkommen mit dem staatlichen Agrarinstitut (INA) geschlossen, das Land neu zu vermessen. Seit Ende August 2012 ist ein Camp auf dem Gelände errichtet, um gemeinsam mit dem INA die Begehung und Neuvermessung der Fläche auf friedliche Weise durchzuführen.
Die Landvermessung war nach mehreren nicht eingehaltenen Terminen für Mittwoch, den 12.09.2012 angekündigt, so dass wir als Beobachter_innen vor Ort waren. Die Vermessungstechniker des staatlichen Agrarinstitut, das die Vermessung durchführen sollte, erschienen gegen 14 Uhr, die beiden mussten aber unverrichteter Dinge wieder fahren, da der Vertreter der Staatsanwalt und damit auch Durchsuchungsbefehl und Einsatzkräfte nicht erschienen.
Einen Tag nach unserem Besuch konnte OFRANEH jedoch Erfolg verzeichnen: die Landvermessung fand am Donnerstag statt, so dass nun ein Meilenstein zur Rückgabe der 1200 Hektar an die Garifuna erreicht ist.
OFRANEH hat uns gegenüber betont, dass die Anwesenheit internationaler Beobachter_innen und die Berichterstattung im Ausland immens wichtig sei, um Druck auszuüben und um die Menschen vor Ort vor bewaffneten Übergriffen durch private Sicherheitskräfte und Militär zu schützen. Mit uns anwesend in Vallecito war eine solidarische Delegation von „La Voz de Abajo“ aus den USA.