Wir verbrachten zwei Tage in La Esperanza, in der Grenzregion zu El Salvador. Die Lenca sind dort mit ca. 100.000 Menschen die größte indigene Gruppe in Honduras. Wir übernachteten in La Utopia, dem Tagungszentrum von COPINH. Am Sonntag besuchten wir die Kaffeekooperative COMSA in Marcala, in der sich 800 Kaffeeproduzent_innen zusammengeschlossen haben, die organischen und sehr hochwertigen Kaffee anbauen, der auch in Deutschland zu bekommen ist. (Verkauf über Guancasco Import und Cafe Libertad).
Sie sind inzwischen ExpertInnen im biologischen Anbau – wir besichtigten ihr kleines Laboratorium. Zugleich sind sie auch sozial und politisch engagiert, sie unterhalten eine bilinguale Schule, einen Kindergarten und andere Projekte. Sie sind überzeugte Biobäuer_innen und nach 12 Jahren und diversen Rückschlägen sehr erfolgreich. Da der honduranische Markt von vier großen Kaffeekonzernen beherrscht wird, sind die Produzent_innen auf den Export ihres hochwertigen Kaffees angewiesen – das honduranische Kaffeeinstitut hingegen unterstützt sie gar nicht. Die COMSA Kooperative hat weitreichende Pläne, sie wollen den biologischen Anbau ausbauen und auch in die regenerative Energiegewinnung einsteigen.
Anschließend sprachen wir mit Aktivist_innen der Initiative gegen ein geplantes Staudamm-Projekt in San José. Die Nach-Putsch-Regierung hat mehrere hundert Konzessionen für Staudamm- und Minenprojekte vergeben, wobei die Stauseen als Energielieferanten für die Minenprojekte gebraucht werden. Ein Aktivist berichtete uns von dem zweijährigen Kampf des örtlichen Komitees gegen das Staudammprojekt San José – das entgegen aller Proteste seit einem Jahr begonnen wurde: in einem Wasser- und Naturschutzgebiet. Die Gemeinden fürchten Umweltzerstörung – es wird abgeholzt und neue Straßen gebaut. Schon jetzt ist der Wassermangel zu spüren.
Nachmittags besuchten wir das COPINH-Büro in La Esperanza. Berta Caceres, der gerade der Shalom- Friedenspreis in Deutschland verliehen wurde und mehrere Mitglieder des Rates begrüßten uns herzlich. COPINH, der etwa 100 Lenca-Gemeinden vertritt, feiert nächstes Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Berta gab uns einen Überblick über die Situation der Lenca und die aktuellen Kämpfe. COPINH kämpf für die kollektiven, sozialen, politischen und spirituellen Rechte der Lenca.
Das reicht von der Verbesserung der sehr einfachen Lebensverhältnisse (Einsatz für Schulen, Gesundheitsversorgung, Frauenrechte) bis zu den Kämpfen gegen die zahlreichen Minen- und Energieprojekte, REDD+ Vorhaben und länderübergreifende „Entwicklungsprojekte“ wie den Plan Mesoamerica. Sie setzen sich für ihr Land, ihre Wälder und ihre Zukunft ein, denn die aufgezwungene „Entwicklung“ bedeutet oft Zerstörung ihrer Lebensgrundlage und Vertreibung sowie Umweltzerstörung. Berta und die anderen COPINH-Mitglieder sind ständigen Drohungen und Übergriffen von privaten Sicherheitsleuten, Polizei und Militär ausgesetzt. Sie beobachten eine zunehmende Militarisierung ihrer Region.
Die Aktionsformen von COPINH reichen von Hungerstreiks über Besetzungen, Demonstrationen über Aufklärungsarbeit und Schulungen bis zu juristischen Klagen. COPINH ist national und international gut vernetzt und in Honduras Teil der Resistencia. Nächstes Jahr soll in La Esperanza das IV. Treffen gegen die Militarisierung der Amerikas stattfinden.
Oft ist das COPINH Büro auch Zufluchtsstätte für Verfolgte. Die Situation hat sich nach Angaben von COPINH seit dem Putsch sehr zugespitzt. Sie begrüßten deshalb ausdrücklich internationale Präsenz von Beobachter_innen, die Menschenrechtsverletzungen dokumentieren.
Um der einseitigen Berichterstattung in den Medien etwas entgegen zu setzen, unterhält COPINH zwei Radios. Im Radio „La Voz Lenca“ nahmen wir am nächsten Tag an einer Radiosendung teil. Eine Geologin aus unserer Gruppe berichtete über seltene Erden. Das war ein Wunsch von COPINH gewesen, denn es werden aus ihrer Region lastwagenweise Erde mit diesen Mineralien abtransportiert und ins Ausland verschifft.