von Kristina Bode
Am 1. Oktober besuchen wir das von Priester Ósca Enríquez Pérez 2001 gegründete Menschenrechtszentrum Paso del Norte Der runde Tisch setzt sich aus unserer Gruppe, dem Pater, einer Soziologin, einer Anwältin, eeiner Sekretärin im Bereich Administration, einer Psychologin sowie einem freiwilligen Psychologen zusammen.
Ehemals eine vor allem christlich orientierte Organisation, durchläuft Paso del Norte kurz nach seiner Gründung einen Transformationsprozess, der durch as Aufeinandertreffen mit einem Opfer von Folter initiiert wird. Resultat ist ein Selbstverständnis als Gruppe, die sich die Verteidigung von und Aufklärung über Menschenrechte zur Aufgabe gemacht hat. Das Zentrum fungiert als Anlaufstelle für Menschen, die Opfer aller Arten von Menschenrechtsverletzungen wurden. Die ansteigende Gewalt, welche mit Eintreffen des Militärs in Ciudad Juárez einhergeht, und sich in einer noch höheren Anzahl von Entführungen, Überfällen und Folter äußert, bestärkt das Team darin, ihre Arbeit fortzuführen. Hauptstruktur des Zentrums bilden drei Aktionsfelder: Bildung/Erziehung, sozialpsychologische Betreuung und die Dokumentation von Fällen der Menschenrechtsverletzung. Ersteres hat eine Ausbildung des sozialen Bewusstseins der eigenen Situation zum Ziel, denn viele Opfer von Menschenrechtsverletzungen leiden unter Stigmatisierungen – vor allem durch die Medien, den Staat, aber auch innerhalb des eigenen sozialen Umfeldes.
Die Mitarbeitenden betonen, dass sie nicht nur verschwundene Frauen und Mädchen beziehungsweise deren Familien betreuen, sondern auch betroffene Männer und männliche Jugendliche und deren Angehörige zu begleiten.
Ein emblematischer Fall, von dem das Team uns berichtet, exemplifiziert die Kolaboration der verschiedenen Aktionsstränge des Zentrums. 2010 habe die Policia Federal fünf männliche Jugendliche bezichtigt eine Autobombe gebaut und detoniert zu haben und in den Drogen- und Waffenhandel verwickelt zu sein. Nach ihrer Festnahme werden die jungen Männer unter Folter nach Mexiko-Stadt verlegt, wo sie in einem Gefängnis untergebracht und erneut gefoltert werden. Dieses Vorgehen sei bereits ein Verstoß gegen das Menschenrecht der Unschuld bis zum Beweis der Schuld. Nach einer Aufteilung der Gefangenen auf verschiedene Gefägnisse im Land, findet der Prozess in Guadalajara statt, was es sowohl den Familienanghörigen wie auch den Gefangenen selbst unmöglich macht, daran teilzunehmen. Paso del Norte nimmt sich des Falles an und übernimmt die Verteidigung der Jugendlichen. Dabei berufen sie sich vor allem auf das so genannte Istanbul-Protokoll, welches einen von den Vereinten Nationen verabschiedeten Katalog zur Begutachtung von Opfern von Folter darstellt. Das Menschenrechtszentrum zeiht eine unabhängige Organisation heran, dieselbiges Protokoll bei den Gefangenen anwendet. Trotz eines positiven Ergebnisses, also einer Bestätigung der Misshandlugnen der Gefangenen, wird es vor Gericht nicht anerkannt. Erst nach erneutem Bericht, werden die fünf jungen Männer nach 3 Jahren und 7 Monaten Haft und Folter freigesprochen. Bis heute werden sie und ihre Familien von den Mitarbeiter*innen des Centro Paso del Norte psychologisch betreut.
Das Menschenrechtzentrum wird während dieses Prozesses von der Polizei druchsucht.
Um sich selbst immer wieder zu rehabilitieren und das erlebte zu verarbeiten, ist es den Mitarbeitenden möglich, nach Absprache, eine Auszeit von bis zu 30 Tagen zu nehmen.
Website des Centro de Derechos Humanos Paso del Norte A.C.: http://cdhpasodelnorte.blogspot.de/