Die Politische Reise in die mexikanische Grenzstadt Ciudad Juárez ist zuende, aber hier erscheinen in den nächsten Tagen ein paar Blogbeiträge von unseren Besuchen und Gesprächen mit Aktivist*innen in der Stadt.
Besuch im Wohnhaus und Atelier von Mago Gándara
Von Hannimari Jokinen
„Xochipilli“, der göttliche aztekische Blumenprinz, symbolisiert Liebe, Musik, Tanz und den Mais. Die langgestreckte, sich windende Skulptur steht passend an der Avenida de los Aztecas. Seine bunte Haut bildet auf der einen Seite den Tag ab, auf der anderen die Nacht: indigen anmutende Gesichter im Profil, greifende Hände und Blumen in Riesenformat.
Das mythologische Wesen aus Mosaik wurde 1997 von der bildenden Künstlerin und Bildhauerin Margarita Gandara, die sich „Mago“, Magierin, nennt, gestaltet. Inzwischen bröckelt das Werk ab, und wir wurden gebeten, die bunten Mosaiksteinchen, die abgefallen waren, für eine Restaurierung zu sammeln.
Auf einem idyllisch gelegenen, terrassierten Gelände im Stadtteil/Colonia Libertad hatte sich die Künstlerin ein Wohn- und Atelierhaus aus Lehm gebaut. Wir betreten einen liebevoll angelegten Garten mit Skulpturen und halbfertigen Wandmosaiken, besichtigen den Arbeitsraum. Diana und Caro zeigen uns einen Film über Mago Gandaras Leben.
Die aus einer mexikanisch-US-amerikanischen Familie stammende Kunstschaffende hatte 46 Jahre in Ciudad Juárez verbracht. In ihrem Stadtteil musste sie erleben, wie unschuldige Menschen getötet wurden. Sie hoffte, mit ihrer Kunstbegeisterung Kinder und Jugendliche zu gewinnen und diese so von der Gewaltspirale fern halten zu können. 2007 erhielt sie den Preis der Stiftung David Alfaro Sequieros für „den hohen ästhetischen Anspruch“ ihrer Arbeiten.
Doch schließlich wurde sie selbst von sicarios (Auftragskillern) bedroht und mit Schutzgeldforderungen konfrontiert, und so floh sie Hals über Kopf über den Rio Bravo nach El Paso. In einem Interview erinnert sich die heute 89-Jährige, dass bereits ihr Vater in der Zeit der Mexikanischen Revolution ins US-Exil musste. Heute versucht ein Freundeskreis, das Anwesen Gandaras in Ciudad Juárez zu erhalten und dort eine Kunstschule für Jugendliche zu gründen.
Auf dem Berg Tepeyac bei Mexiko-Stadt erschien dem Hirtenjungen Juan Diego der Legende nach die indigene Jungfrau von Guadalupe. Die Erzählung von dieser Marienerscheinung im Jahr 1531 trug wesentlich zur Missionierung, damit zur weiteren Eroberung Lateinamerikas durch die spanische Herrschaft und zur Unterwerfung der Bevölkerung bei. Heute ist Virgen de Guadalupe das wichtigste Symbol der mexikanischen religiösen Identität. Juan Diego Cuauhtlatoatzin wurde 2002 von der katholischen Kirche zum Heiligen erklärt. Mago Gandara hat „El Milagro de Tepeyac“ in einem großen Mosaik an der Außenmauer ihres Anwesens abgebildet. Ungewöhnlich hier, dass von Juan Diego nur ein großer Kopf zu sehen ist und dass die Madonna liegend dargestellt wird. Die Szene, in der katholischen Ikonographie gewöhnlich ein Hochformat, folgt hier der horizontalen Form der Mauer.