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Perla de la Rosa im Gespräch; Szene aus dem Theaterstück Orizonta vonTeatro La Máscara (Fotos: HMJokinen)

Besuch im Theater Telón de Arena

Von Hannimari Jokinen

Eine Gruppe von Geflüchteten betritt die Bühne, sie umklammern ihr letztes Habe, ängstlich spähen sie den Horizont ab. Orizonta heißt die Produktion des kolumbianischenTeatro La Máscara, die gerade in Ciudad Juárez gastiert. Es folgen Szenen, die Menschenhandel, ausbeuterische Lohnarbeit und Prostitution drastisch zeigen, zuweilen auch satirisch, wie etwa die Märchenszene mit den coyotes, den Schleppern an der Staatsgrenze, die als gewiefte Tierfiguren daher kommen.

Zu seinem zweiten Festival Teatro Sin Fronteras hatte das Telón de Arena mehrere Ensembles aus Frankreich,  Spanien, den USA und der Mexiko-Stadt eingeladen. Die Leiterin der ersten Stunde, Perla de la Rosa, dazu: „“Wir Kreative haben die Möglichkeit, einen politischen Diskurs zu führen. In der humanitären Migrationskrise wollen wir dem Recht der Menschen, ihr Leben retten zu wollen, Ausdruck verleihen.“

Telón de Arena gründete sich vor 15 Jahren. Inzwischen sind im reichhaltigen Repertoire über 50 Produktionen und Ko-Produktionen und viele internationale Kooperationen. Die Entwicklung einer neuen Produktion nähme häufig ein Jahr oder mehr in Anspruch.

Gespielt wurden Stücke u.a. von Victor Hugo, Garcia Lorca, zudem zur Mexikanischen Revolution. Häufig arbeitet das Ensemble auch mit Historiker_innen zusammen. Antigone erzählt in einer  zeitgenössischen Theaterfassung von den Frauenmorden (Feminiziden) in Ciudad Juárez. Es geht, so Perla, auch um „mentale Grenzen“, also um Grenzen in den Köpfen, die eine Metapher für die Grenzstadt seien.

60 Personen, darunter 15 Schauspieler_innen, 11 weitere Mitarbeiter_innen und jeweils 12 eingeladene Gäste bilden das Team. In Ciudad Juaréz besteht die Publikumsmehrheit aus Frauen. Wie bei Orizonta des kolumbianischen Ensembles sucht auch das Telon de Arena stets den Publikumsdialog nach der Aufführung. Gasttourneen führten das Team nach Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien und der Schweiz, nach Ecuador, Kolumbien und den USA.

Die Beteiligten arbeiten mit einer klaren sozialen Orientierung und „für unsere kulturellen Rechte“, eine Forderung, die in der gewalttätigen jüngsten Vergangenheit von Ciudad Juaréz nicht immer selbstverständlich erscheint. Straßentheater etwa wäre in den Jahren des Drogenkriegs 2007-2013 kaum denkbar gewesen. Heute führt Telon de Arena  im Stadtraum auf, arbeitet in Schulen, mit Jugendlichen und Erwachsenen, auch mit Opfern von Gewalt und ihren Familien. Die Theaterworkshops des Lab ETF haben in den 15 Jahren mehrere Tausend Jugendliche erreicht.

MEXIKO – Theater verändert die Stadt
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