+++ L’interview en version originale française se trouve en bas. / Originalinterview in französischer Sprache weiter unten. +++

„Eine Schwalbe allein macht keinen Sommer“

Interview mit Vorstandsmitgliedern des Vereins HIRONDELLE CLUB BENIN, geführt am 20.08.2019 in Cotonou

In Europa ist wenig über Benin bekannt. Während unseres Aufenthalts hier haben viele unserer Gesprächspartner* innen den großen sozialen Frieden hervorgehoben, der im Land herrsche. Gibt es diesen sozialen Frieden tatsächlich? Ist Benin ein Land, in dem Sie sich sicher fühlen und in Frieden leben können?

Romuald: Im Allgemeinen wird Frieden mit der Abwesenheit von Krieg gleichgesetzt. Und es gibt keinen Krieg in Benin. Demgegenüber steht das Leben der Bevölkerung in Benin: Wenn du dich nicht wirklich ausleben kannst, wenn du dich in deinem Kopf nicht wohl fühlst, lebst du nicht in Frieden. Wenn du jung bist und keine Arbeit hast, lebst du nicht in Frieden.

Vianney: Was die Situation von LGBT*-Personen betrifft, so stellt die beninische Regierung Homosexuelle zwar nicht unter Strafe. Dennoch wird Homosexualität nicht gutgeheißen. Und da diesbezüglich keine Neutralität existiert, kommt es zu Übergriffen und Gewalttaten. Und das völlig ungestraft.

Luc: Für die sexuellen Minderheiten gibt es keinen sozialen Frieden. Vielleicht existiert er für andere Gruppen, aber die Wahrheit ist, dass sexuelle Minderheiten in Benin schreckliche Lebensbedingungen haben.

Die „Jarre trouée“ (frz. durchlöcherter Krug) geht auf den König Ghézo von Dahomey zurück und ist bis heute eine beliebte beninische Metapher, um auf den sozialen Zusammenhalt hinzuweisen: „Nur gemeinsam können wir alle Löcher zuhalten.“ (Hier als Statue im Straßenverkehr von Porto-Novo)

Wie sieht die Situation von LGBT*-Personen in Benin tatsächlich aus?

Luc: Der beninische Staat erkennt sexuelle Minderheiten nicht an. Was die Gesundheit angeht, so haben sie Schwierigkeiten, sich behandeln zu lassen. Was die Bildung angeht, haben sie Schwierigkeiten, einen Schulabschluss zu erlangen; Lehrer*innen diskriminieren sie und es gibt kein Programm zur Bekämpfung von Homophobie, weder in Schulen noch anderswo. So etwas überhaupt nur anzusprechen, ist schon unvorstellbar. Deshalb mussten wir uns organisieren, um dem Staat zu beweisen, dass es uns gibt, damit wir wenigstens einen Zugang zur Gesundheitsversorgung bekommen. Infolgedessen hat der Staat minimale Maßnahmen getroffen: Ein staatlicher Ausschuss zum Kampf gegen HIV und Aids wurde ins Leben gerufen, um bis 2030 die Maßgabe 90-90-901 zu erfüllen. Dafür muss mit den verschiedenen betroffenen Gruppen zusammengearbeitet und Aufklärung geleistet werden, Tests müssen durchgeführt und Kranke behandelt werden. Die Vereine arbeiten unter dem Deckmantel der Bekämpfung von HIV und Aids. Außer dass Kondome verteilt werden, gibt es für LGBT*-Personen keinerlei Unterstützung. Ich bin sehr wütend, weil der Staat und andere Akteur*innen heute ein Bild von sexuellen Minderheiten zeichnen, das zum Ausdruck bringt, sie seien alle mit HIV infiziert: «Gebt ihnen Kondome und Gleitgel, damit sie den Rest der Bevölkerung nicht anstecken.» Letztes Jahr haben die Hirondelles sich kategorisch geweigert, mit bestimmten Partnern im Rahmen der Bekämpfung von HIV und Aids zusammenzuarbeiten. Das ist nicht mehr unser Ding. Denn wenn wir von den Problemen und Rechten der sexuellen Minderheiten reden, stellen sich die Leute taub. In unserem Land unterstützt kein*e einzige* r Abgeordnete*r die Anliegen von LGBT*-Personen. Vor einigen Jahren wurde Benin bezüglich der Situation von LGBT*-Personen gerügt. Der Justizminister hat behauptet, sie hätten gar keine Probleme.

Wie ist die Situation, was Übergriffe, Morddrohungen und Vergewaltigungen angeht, von denen die Community betroffen ist?

Luc: Die Opfer sind vor allem trans*Lesben, oft weil sie männliche Züge haben. Vor kurzem wurde eine Lesbe von vier Männern vergewaltigt – mit dem Argument, sie von ihrer «Krankheit» heilen zu wollen. Kaum zwei Monate ist es her, dass eine andere Lesbe von ihrer Mutter getötet wurde. Ein Jugendlicher, den sein Bruder beim Chatten mit seinem Freund überrascht hat, wurde von seiner Familie bei der Polizei denunziert. Er wurde zusammengeschlagen. Ein anderer Mann wurde von zehn Männern vergewaltigt. In Parakou hat eine Tante ihrem Neffen so sehr nachgestellt, dass er sich von einer Brücke gestürzt hat. Homosexualität ist in Benin nicht strafbar. Allerdings gibt es keinen rechtlichen Rahmen, der es den Jugendlichen ermöglichen würde, Anzeige zu erstatten. LGBT*-Personen haben keinen Zugang zur Justiz! All diese Fälle von Übergriffen, Vergewaltigungen usw. sind nicht dokumentiert. Diese Verbrechen bleiben ungestraft. Deshalb finden internationale Partnerorganisationen nichts über Benin, wenn sie im Internet zur Situation von LGBT*-Personen recherchieren. Und auch um diese Lage zu ändern, haben wir den Verein Hirondelle2 Club gegründet. Aber allein haben wir nicht genug Gewicht. Wir sind auf die Unterstützung und die Kooperation aller angewiesen, damit sich die Situation der sexuellen Minderheiten in Benin wirklich verbessert.

Im Gegensatz zu anderen Organisationen in Benin haben Sie sich dafür entschieden, sich nicht zu verstecken, sondern offen zu leben. Warum?

Luc: Wir haben uns entschlossen, offen zu leben und aktiv zu sein, weil die Sexualität einer Person kein Grund zur Schande sein sollte. Nein! Wir haben uns entschlossen, unser Leben in aller Öffentlichkeit zu leben, um die kommenden Generationen befreien zu können. Denn die Generationen vor uns haben das für uns nicht getan. Einige LGBT*-Organisationen haben auch heute nicht den Mut dazu. Wenn sie sehen, was wir machen, denken die Leute, dass wir übertreiben. Sie irren sich. Es ist unser gutes Recht. Und wir kämpfen mit offenem Visier, um den Weg zu bereiten für die jungen Menschen, die uns nachfolgen: Tausende sexueller Minderheiten, die in Benin leben und die keine Stimme haben. Wir sind das Sprachrohr all dieser Personen und wir zeigen uns offen. So ist das.

Romuald: Unsere Rechte betreffende Fragen gehen doch alle an, deshalb haben wir die Wahl getroffen, uns von der Heimlichtuerei zu verabschieden. In Benin gibt es keinen speziellen Ort, an dem nur all diejenigen leben sollen, die nicht heterosexuell sind. Benin ist ein Land, das uns allen gehört.

Das Logo des Hirondelle Club Benin zeigt zwei Schwalben auf einer Regenbogenflagge. Wofür steht das?

Luc: Für uns bedeutet die Regenbogenflagge Freiheit. Die zwei Vögel stehen für die Mitglieder der LGBTQI*-Community. Eine Schwalbe allein macht keinen Sommer: Nur zusammen können wir diesen Kampf kämpfen. Unser Logo ist also ein Symbol der Einheit, ein Symbol der Harmonie, die zwischen uns herrschen sollte, damit wir unseren Schwierigkeiten tatsächlich die Stirn bieten können. Diesen Kampf wird niemand an unserer Stelle führen. Einige junge LGBT* zwischen 16 und 20 Jahren werden zu Hause rausgeschmissen. Wir empfangen sie jeden Tag, aber wir können sie nicht wirklich beherbergen. Es gibt welche, die auf der Straße schlafen. Einige wurden Vätern und Müttern anvertraut, das heißt: Mitgliedern der Community, die sich um sie kümmern. Aber eigentlich ist das die Rolle des Staates. Der erste Artikel unserer Verfassung lautet …

Luc, Romuald, Vianney im Chor: «Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.»3

Sie arbeiten auch mit den Eltern. Warum?

Romuald: Zunächst, um alle Akteur*innen zu mobilisieren und zu beteiligen. Außerdem sind es die Eltern, die mit ihren Kindern leben müssen. Ein Kind, das in seiner Familie nicht in Frieden ist, kann in der Gesellschaft nicht in Frieden sein. Bei uns sagt man, wenn deine Erzeuger*innen dich verstoßen, hast du keinen Wert mehr. Der einzige Wert, der dir als Mensch eine Grundzufriedenheit geben kann, ist zu wissen, dass du die Unterstützung deiner Nächsten hast. Aus diesem Grund haben wir damit begonnen, die Eltern in alle Fragen mit einzubeziehen, die die LGBT*-Personen in Benin betreffen.

Wie entwickelt sich die Arbeit mit den Eltern?

Luc: Das Leben einer Person steht und fällt mit der Familie. Folglich hat sie eine große Verantwortung in dem Kampf, den wir führen. Wir unterstützen die Jugendlichen in psychologischer Hinsicht, wir geben ihnen die Möglichkeit, sich auszudrücken, denn andere haben sich schon umgebracht! Wir betrachten sie als unsere Kinder. Sie nennen mich «Papa»; ich bin der Papa von mehreren jungen LGBT*, die viele Probleme haben. Die Eltern wissen nicht, dass ihr Kind LGBT* ist oder, wenn sie es wissen, ist dieses Kind schon auf der Straße gelandet. Jugendliche, die von Lehrer*innen diskriminiert werden, sagen: «Ich will nicht mehr in die Schule gehen.» Die Eltern können sie nicht verstehen. Aber wenn die Jugendlichen zu uns kommen, erzählen sie. Ihren Eltern zu Hause können sie es nicht erzählen. Da haben wir uns gesagt: Wir übernehmen gerade die Rolle der Eltern. Es wird Zeit, dass wir die Betroffenen einbeziehen! Mit zehn Jugendlichen, die sich ihren Eltern gegenüber schon geoutet hatten, haben wir angefangen, Alternativen zu suchen. Wir haben diese Eltern angerufen, ohne ihnen zu sagen: «Sie sind eingeladen, an einem Workshop zum Thema LGBT* teilzunehmen.» Wir haben sie alle in einem Raum versammelt und ihnen davon erzählt, welche Rolle jedes Elternteil für das Wohlergehen der eigenen Kinder spielt. Die Eltern haben sich gefragt: «Worum geht es denn hier?» Wir haben ihnen von jugendlicher Sexualität erzählt, von Homophobie, von homosexuellen Jugendlichen. Wir haben angesprochen, dass manche Eltern ihre Kinder wegen ihrer Sexualität verleugnen. Eine Frau hat den Kopf gesenkt. Sie hat sehr geweint, weil sie ihrem Kind Unrecht getan hatte ohne es zu wissen. Die Gesellschaft stellt Normen auf, aber diese Normen sind auf rein gar nichts gegründet. Und diesen Normen folgen die Eltern, folgen die Freund*innen – was überhaupt erst die Diskriminierung gegenüber sexuellen Minderheiten hervorbringt. Jedenfalls haben wir es geschafft, das negative Bild, das die Eltern von ihren Kindern hatten, wegzuwischen. Nachdem wir mit den Eltern gesprochen hatten, haben wir die Kinder hinzugebeten. Das Gespräch wurde eröffnet und alle im Raum, Kinder wie Eltern, haben geweint. Weitere Eltern haben sich entschuldigt. Dank dieses Austauschs ist es uns gelungen, Familien wieder zusammenzubringen, die sich aufgelöst hatten. Zwei Jahre später sind es nun diese Eltern, die andere Eltern davon überzeugen, die sexuelle Orientierung ihrer Kinder zu akzeptieren. Seit zwei Monaten haben wir eine Gesprächsgruppe für Eltern. Dazu werden wir neue Eltern einladen. Die alten, mit denen wir schon gearbeitet haben, werden den neuen helfen. Letztes Jahr haben wir außerdem einen Workshop mit der Polizei zum Thema Homophobie veranstaltet.Denn wenn du heute von der Polizei angehalten wirst, instrumentalisieren sie deine Sexualität, um dir Geld abzupressen. Wenn man dich nicht ins Gefängnis wirft, nimmt man dir Geld ab. Das sollte aber nicht ihre Rolle sein. Als Sicherheitsbeamte sind sie zum Schutz der Bürger*innen da, nicht um ihnen Angst zu machen, sie zu diskriminieren oder ihnen Geld abzuknöpfen. Leider finanziert die niederländische Botschaft, die uns 2015 unterstützt hat, das Projekt nicht mehr. Außerdem kooperieren wir mit Lehrer*innen, um andere, homophobe Lehrkräfte zu sensibilisieren. Aber um ehrlich zu sein, fehlen uns die Mittel… Für all diese Aktionen bekommen wir keinerlei Unterstützung! Wenn es ums Eindämmen von HIV und Aids ginge, wäre das anders. Dies ist zugleich der erste Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die komplett in die Verfassung der Republik Benin von 1990 aufgenommen wurde.

Inwiefern kooperieren Sie, abgesehen davon, mit anderen Organisationen?

Luc: Dank der französischen Botschaft konnten wir den Verein Refuge (Zuflucht) in Montpellier besuchen, der junge Menschen aufnimmt, die von ihren Familien verstoßen wurden. Wir sind dorthin gereist, um uns weiterzubilden, und wir würden gern einen Zufluchtsort in Benin aufbauen. Allerdings finden wir keinen Partner, der dieses Projekt unterstützen möchte, und die Leute müssen weiterhin auf der Straße leben.

Gibt es weitere Verbindungen oder Netzwerke im beninischen oder afrikanischen Raum?

Luc: Es gibt LGBT*-Organisationen in Benin, aber wir haben nicht die gleichen Ansichten. Die anderen ziehen es vor, den Akzent auf die Eindämmung von HIV und Aids zu legen und mit ihren entsprechenden Aktionen fortzufahren. Wir hingegen wollen Freiheit, und zwar für alle. Wir wollen nicht mehr rufen: «He, benutzt Kondome, nehmt Gleitmittel, auf geht’s!» Dabei wollen wir es nicht belassen. Wir wollen, dass alle in Freiheit leben können. Unser Credo ist, sich nicht vor anderen zu verschließen und auch nicht heterophob zu sein. Wir wollen andere feministische und LGBT*-Organisationen mit einbinden. Mit den Hirondelles haben wir ein Gremium ins Leben gerufen, das alle Gruppen, alle Gender zusammenbringt. In unserem Vorstand sitzen Lesben, Trans*, Bisexuelle und sogar Heterosexuelle. Alle sind vertreten. Im Kampf müssen alle Gruppen vereint sein. Zusammen sind wir stark, zusammen können wir gewinnen.

Und welche Forderungen haben Sie an die europäischen LGBT*-Communities?

Luc: Von den westlichen aktivistischen LGBT*-Organisationen erwarten wir Begleitung und Informationen, denn sie sind in Ländern beheimatet, wo der Kampf schon viel weiter fortgeschritten ist. Es wäre großartig, wenn es möglich wäre, Begegnungen zu organisieren, um Erfahrungen auszutauschen: Das brauchen wir hier in Afrika. Auf diesem Kontinent nimmt niemand diesen Kampf auf sich, niemand! Einige LGBT*-Personen weigern sich aus Angst vor Gewalt oder davor, von der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden, ihn zu führen. Wir sehen die Dinge anders, wir arbeiten nicht zu unserem eigenen Vorteil. Wir haben keine Angst vor dem Tod. Wir haben uns mental darauf vorbereitet, die sexuellen Minderheiten wirklich zu unterstützen. Was wir von der internationalen Community erwarten, ist Solidarität. Eines Tages wollen wir auch eine Gay Pride organisieren, wie es sie in vielen Ländern gibt. Wie hoch der Preis dafür auch immer sein wird, wir werden das machen, weil wir frei sein wollen. Wir wollen in einer Welt voller Liebe leben, in einer Welt, in der wir uns wohlfühlen können, in einer Welt, in der wir offen flirten und überall über unsere Partnerin oder unseren Freund sprechen können, zu Hause, in der Kirche, in der Schule, egal wo und egal mit wem. Mir zu bedeuten, ich solle für mich behalten, was ich denke, oder mich nicht offen zu zeigen, heißt, mich zu ersticken, heißt, meine Seele abzutöten. Und wir von den Hirondelles lehnen es ab, dass den Leuten ihre Seele abgetötet wird. Deshalb zwitschert die Schwalbe, die Hirondelle, und wir werden es von allen Dächern schreien, schreien und nochmals schreien, damit die Autoritäten, diejenigen, die sich ihre Ohren zuhalten, uns wahrnehmen und unsere Regierenden uns zuhören. Das ist es, was wir wollen: einfach nur Frieden.

 

Das Interview wurde geführt, transkribiert und übersetzt von Gundula Oerter und Silv Bannenberg.
Dank an Sab Charvet für Textkorrektur und -redaktion.

 

Inzwischen hat Hirondelle Club Benin seine Räumlichkeiten in Cotonou verloren, die nicht nur für verschiedene Workshops und andere Vereinsaktivitäten genutzt wurden, sondern auch dazu dienten, von ihren Familien verstoßene Jugendliche im Notfall zu beherbergen. Um neue Räumlichkeiten in Cotonou zu finden und langfristig zu etablieren, sind Spenden sehr willkommen:

Kontoinhaber: Hirondelle Club Benin
IBAN: BJ66 BJ06 1010 1500 6168 4700 0934
Swift/BIC: AFRIBJBJXXX
Adresse: Agence Sainte Rita, Carrefour « Station TOTAL » Ste Rita, Cotonou/BENIN


 

«Une seule hirondelle ne fait pas le printemps»

Interview avec des membres du conseil de l’administration de l’HIRONDELLE CLUB BÉNIN, le 20 Aôut 2019 à Cotonou

En Europe, on ne sait que très peu du Bénin. Lors de notre séjour ici, nombre de nos interlocuteur·es béni-nois·es ont souligné la grande paix sociale censée régner dans ce pays. Cette paix sociale existe-t-elle réellement ? Est-ce que le Bénin est un pays où vous vous sentez en sécurité et où vous vivez en paix ?

Romuald : La paix est généralement considérée comme synonyme d’absence de guerre. Et il n’y a pas de guerre au Bénin. En revanche, il y a ce que la population vit au Bénin : quand tu n’es pas réellement épanoui·e, quand tu ne te sens pas bien dans ta tête, tu n’es pas en paix. Quand tu es jeune et que tu n’as pas d’emploi, tu n’es pas en paix.

Vianney : En ce qui concerne la situation des personnes LGBT*, c’est vrai, le gouvernement béninois ne pénalise pas les homosexuel·les. Or il n’approuve pas non plus l’homosexualité. Et comme cette neutralité-là n’existe pas, des agressions et des violences ont lieu. Et elles ont lieu en toute impunité.

Luc : La paix sociale n’existe pas pour les minorités sexuelles. Elle existe peut-être pour d’autres groupes, mais en réalité, les minorités sexuelles vivent dans des conditions terribles au Bénin.

La lutte contre la violence sexuelle est un grand défi au Bénin en général. Jamais les droits des minorités sexuelles sont inclus dans cette lutte.

Quelle est réellement la situation des personnes LGBT* au Bénin ?

Luc : L’État béninois ne reconnaît pas les minorités sexuelles. Sur le plan sanitaire, elles ont des difficultés à se faire soigner. Sur le plan éducationnel, elles ont du mal à finir leur cursus scolaire ; les enseignant·es les discriminent et il n’y a pas de programme de lutte contre l’homophobie, dans les écoles ou ailleurs. Il est même impensable d’oser en parler. Il a donc fallu s’organiser pour prouver à l’État que nous existons, pour avoir au moins le droit à la santé. Par la suite, l’État a pris de timides mesures : un comité national de lutte contre le VIH / SIDA a été créé pour réaliser l’objectif des trois 901 d’ici 2030. À cette fin, il faut travailler 1 avec les différents groupes concernés, procéder à des sensibilisations, à des dépistages, et il faut traiter les malades. Les associations travaillent sous la couverture de la lutte contre le VIH / SIDA. Mais les personnes LGBT* ne bénéficient d’aucun soutien, en dehors des distributions de préservatifs . Je suis farouche parce qu’aujourd’hui, l’État et d’autres partenaires sont en train de coller une image aux minorités sexuelles qui revient à dire qu’elles sont toutes composées de sidéen·nes : « Donnez-leur des préservatifs et du gel pour qu’ils ne contaminent pas le reste de la population. » Les Hirondelles, l’an dernier, ont catégoriquement refusé de travailler avec certains partenaires dans le cadre de la lutte contre le VIH / SIDA. Ce n’est plus notre affaire. Parce que quand on parle des problèmes et des droits des minorités sexuelles, les gens font la sourde oreille. Dans notre pays, aucun·e député·e ne lutte pour la cause des minorités sexuelles. Il y a quelques années, le Bénin a été interpellé sur la question de la situation des personnes LGBT*. Le ministre de la Justice a affirmé qu’elles n’avaient pas de problème.

Quelle est la situation en ce qui concerne les attaques, les menaces de mort et les viols dont souffre la communauté ?

Luc : Ce sont surtout les lesbiennes transgenres qui en sont victimes, souvent parce qu’elles ont des allures masculines. Récemment, une lesbienne a été violée par quatre hommes. Leurs arguments : ils voulaient la guérir de sa « maladie». Il y a deux mois à peine, une autre lesbienne a été assassinée par sa mère. Un jeune surpris par son frère en train d’échanger des messages avec son petit copain a été dénoncé à la police par la famille. Il a été tabassé. Un autre homme a été violé par dix hommes. À Parakou, une tante a poursuivi son neveu jusqu’à ce qu’il se jette d’un pont. L’homosexualité n’est pas pénalisée au Bénin. Or aucun cadre légal ne permet aux jeunes de porter plainte devant la justice. Les personnes LGBT* n’ont pas accès à la justice ! Tous ces cas d’agression, de viols, etc., ne sont pas documentés. Ces crimes restent impunis. Voilà pourquoi, quand les partenaires internationaux font des recherches sur la situation des personnes LGBT* sur le net, ils ne trouvent rien sur le Bénin. Et c’est aussi pour changer la donne qu’on a créé l’association des Hirondelles. Mais seul·es, nous n’avons pas de voix. Nous avons besoin du soutien et de la coopération de tout le monde pour que la situation des minorités sexuelles au Bénin s’améliore vraiment.

Contrairement à d’autres organisations qui existent au Bénin, vous avez décidé de ne pas vous cacher, mais de vivre ouvertement. Pourquoi ?

Luc : On a décidé de vivre et d’agir à visage découvert parce que la sexualité d’une personne ne devrait pas être source de honte. Non ! On a décidé de vivre notre vie au grand jour pour pouvoir libérer les générations futures. Parce que nos aîné·es ne l’ont pas fait pour nous. Certaines associations LGBT* n’en ont pas le courage aujourd’hui. Au vu de ce que nous sommes en train de faire, les gens pensent que nous exagérons. Ils ont tort. C’est notre droit. Et nous militons à visage découvert pour préparer la voie pour les jeunes qui nous suivent : les milliers de minorités sexuelles qui vivent au Bénin et qui n’ont pas de voix. Nous sommes les porte-voix de toutes ces personnes et nous nous dévoilons. Voilà.

Romuald : Sachant que les questions relatives aux droits concernent tout le monde, nous avons choisi de faire une croix sur la clandestinité. Il n’y a pas un endroit qu’on a créé au Bénin où sont censé·es vivre celles et ceux qui ne sont pas hétérosexuel·les. Le Bénin est un pays qui nous appartient à tou·tes.

L’emblème de l’Hirondelle Club Bénin est composé de deux hirondelles sur un drapeau couleur arc en ciel. Qu’est-ce qu’elles symbolisent ?

Luc : Pour nous, le drapeau arc en ciel signifie la liberté. Les deux oiseaux désignent les membres de la communauté LGBTQI*. Une seule hirondelle ne fait pas le printemps : il faut qu’on soit ensemble pour pouvoir mener cette lutte. Notre logo est donc un symbole de l’unité, un symbole d’harmonie qui devrait régner entre nous pour que nous puissions véritablement faire face à nos difficultés. Cette lutte, personne ne la mènera à notre place. Certain·es jeunes LGBT* de 16 à 20 ans sont chassé·es de leur foyer. Nous les recevons chaque jour, mais nous ne pouvons pas réellement les héberger. Il y en a donc qui dorment dans la rue. Certaines personnes ont été confiées à des pères et mères, c’est-à-dire à des membres de la communauté, qui prennent soin d’elles. Mais en réalité, c’est le rôle de l’État. Le premier article de notre constitution dit…

Luc, Romuald, Vianney en choeur : « Tous les êtres sont libres et égaux en droits et en dignité. »3

Vous travaillez aussi avec des parents. Pourquoi ?

Romuald : D’abord pour une question de mobilisation et de participation de tous les acteur·es. D’autre part, ce sont les parents qui sont amenés à vivre avec leurs enfants. Un·e enfant qui n’est pas en paix dans sa famille ne peut pas être en paix dans la société. Chez nous, on dit que si tes géniteur·es t’ont abandonné, cela veut dire que tu n’as plus de valeur. La seule valeur, ce qui peut te donner une satisfaction première, quand tu es un être humain, c’est de savoir que tu as le soutien de tes proches. C’est la raison pour laquelle nous avons commencé à associer les parents à toutes les questions qui concernent les personnes LGBT* au Bénin.

Comment se développe le travail avec les parents ?

Luc : La famille est en amont et en aval de la vie d’une personne. Par conséquent, elle a une grande responsabilité dans la lutte que nous sommes en train de mener. Nous soutenons les jeunes psychologiquement, nous leur donnons la possibilité de s’exprimer, parce qu’il y en a d’autres qui se sont suicidé·es ! Nous les considérons comme nos enfants. On m’appelle « papa » ; je suis papa de plusieurs jeunes LGBT* qui ont beaucoup de problèmes. D’autres parents ne savent que leur enfant est LGBT* ou s’ils le savent, cet·te enfant est déjà dans la rue. L’enfant discriminé·e par un·e professeur·e dit : « Je ne veux plus aller à l’école. » Les parents ne peuvent pas la/ le comprendre. Mais quand l’enfant vient chez nous, elle/ il s’exprime. Elle/il ne peut pas informer ses parents à la maison. On s’est dit : nous sommes en train de jouer le rôle des parents. Il faut que nous impliquions les intéressé ·es ! Nous avons commencé par chercher des alternatives, avec dix enfants qui avaient fait leur coming-out à leurs parents. On a appelé ces parents, sans leur dire : « Vous êtes invité·es à participer à un atelier sur le thème des LGBT*. » On les a tous réunis dans une salle et on leur a parlé du rôle que chaque parent doit jouer dans la protection de son enfant. Et les parents se sont demandé : « Mais en quoi ça consiste ? » On leur a parlé de la sexualité des enfants, de l’homophobie, des enfants homosexuel ·les. On a abordé la question des parents qui renient leurs enfants à cause de leur sexualité. Une dame a baissé la tête. Elle pleurait beaucoup parce qu’elle avait fait du tort à son enfant sans le savoir ! La société établit des normes, or ces normes sont fondées sur du vent ! Ce sont ces normes-là que les parents suivent, que les ami·es suivent, c’est cela même qui crée la discrimination à l’en-contre des minorités sexuelles. Du coup, on a réussi à effacer l’image négative que ces parents avaient de leurs enfants. Après avoir informé les parents, on a invité les enfants à nous rejoindre. Le débat s’est ouvert et enfants, parents, tout le monde a pleuré dans la salle. D’autres parents se sont excusés. Grâce à cet échange, on a réussi à souder des familles qui se dessoudaient. Deux ans après ce sont ces parents-là qui convainquent d’autres parents d’accepter l’orientation sexuelle de leurs enfants. Depuis deux mois, on a un groupe de parole pour les parents. On va y inviter de nouveaux parents. Les anciens, ceux avec qui on travaille déjà, vont les aider. L’année dernière, on a aussi réalisé un atelier avec la police sur le thème de l’homophobie. Parce que quand des policiers t’arrêtent aujourd’hui, ils utilisent ta sexualité comme levier pour t’extorquer des fonds. Si on ne te jette pas en prison, on te prend de l’argent. Or ce n’est pas leur rôle. En tant qu’agents de sécurité, ils sont là pour protéger les citoyens, pas pour leur faire peur, pas pour les discriminer, pas pour leur soustraire de l’argent. Malheureusement, l’Ambassade des Pays-Bas qui nous a accompagné·es en 2015 ne finance plus ce projet. Nous sommes aussi en train de coordonner des professeur ·es pour sensibiliser d’autres enseignant·es homophobes. Mais franchement, les moyens nous manquent… Pour toutes ces actions-là, nous n’avons aucune subvention ! S’il s’agissait de la lutte contre le VIH / SIDA, la situation serait différente.

En dehors de cela, quelles interactions avez-vous avec d’autres organisations ?

Luc : Grâce à l’Ambassade de France, on a pu visiter l’association Refuge à Montpellier, qui héberge les jeunes rejeté·es par leurs familles. Nous y sommes allé·es pour nous former et nous aimerions établir un refuge au Bénin. Aucun partenaire ne souhaite accompagner ce projet et les gens vivent toujours dans la rue.

Et dans l’espace béninois ou africain, est-ce qu’il y a d’autres liens ou réseaux ?

Luc : Il y a des organisations LGBT* au Bénin, mais nous ne partageons pas les mêmes visions. Elles préfèrent mettre l’accent sur la lutte contre le VIH / SIDA et poursuivre leur action. Nous voulons la liberté, et ce pour tout le monde. Nous ne voulons plus crier : « Eh, prenez des préservatifs, prenez du gel, allez ! » Nous n’adhérons pas à cela. Nous voulons que tout le monde soit libre. Notre crédo est de ne pas se fermer aux autres, de ne pas être hétérophobes non plus. Nous voulons intégrer les autres organisations féministes et LGBT*. Au niveau des Hirondelles, nous avons formé un comité qui regroupe toutes les entités, tous les genres. Il y a des lesbiennes, des personnes transgenres, des bisexuel·les et même des hétéros dans notre conseil d’administration. Tout le monde est représenté. Dans la lutte, il faut que toutes les entités soient unies. Ensemble, on est fort, ensemble, on peut gagner.

Quelles sont alors vos revendications à l’égard des communautés LGBT* européennes ?

Luc : Des organisations militantes LGBT* occidentales, nous attendons un accompagnement et des informations, parce qu’elles sont implantées dans des pays où la lutte est vraiment avancée. S’il était possible d’organiser des rencontres d’échange où nous pourrions partager des expériences, ce serait formidable : nous avons besoin de ça en Afrique. Cette lutte, personne ne la porte sur ce continent, personne ! Certaines personnes LGBT* refusent de la mener, de peur d’être violentées ou rejetées de la société. Nous voyons les choses différemment, nous ne travaillons pas pour notre propre compte. Nous n’avons pas peur de la mort. Nous nous sommes préparé ·es psychologiquement pour soutenir réellement les minorités sexuelles. Ce qu’on attend de la communauté internationale, c’est de la solidarité. Nous voulons aussi, un jour, organiser une Gay Pride comme dans beaucoup de pays. Quel qu’en soit le prix, nous allons le faire parce que nous voulons être libres. Nous voulons vivre dans un monde plein d’amour, un monde dans lequel on peut se sentir à l’aise, un monde dans lequel on peut frémir librement, parler de sa partenaire ou de son copain, en parler partout, à la maison, à l’église, à l’école, partout, avec tout le monde. Me dire de garder pour moi ce que je pense ou de ne pas m’exprimer, c’est m’étouffer, c’est me tuer dans l’âme. Et nous, aux Hirondelles, on refuse de tuer les gens dans l’âme. C’est pourquoi l’Hirondelle parle, et nous allons crier, crier, crier sur tous les toits pour que les autorités, pour que celles et ceux qui ont bouché leurs oreilles, nous entendent, et pour que nos dirigeant·es nous écoutent. Voilà ce qu’on veut : la paix, tout simplement.

 

Cette interview a été menée et retranscrite par Gundula Oerter et Silv Bannenberg. Merci à Sab Charvet pour la relecture et la rédaction du texte.

 

Entre temps, l’Hirondelle Club Bénin à perdu son local dans la ville de Cotonou qui ne servait pas seulement aux divers ateliers et autres activités de l’association, mais aussi pour y abriter des jeunes rejeté·es de leurs familles. Vos dons pour trouver et établir un nouveau local à Cotonou pour l’Hirondelle Club Bénin seront les bienvenus :

Titulaire du compte : HIRONDELLE CLUB BENIN
IBAN : BJ66 BJ06 1010 1500 6168 4700 0934
Code Swift / BIC: AFRIBJBJXXX
Domiciliation : Agence Sainte Rita au Carrefour « Station TOTAL » de Ste Rita, Cotonou / BENIN

 


1 90-90-90: 90 % der mit HIV lebenden Personen kennen ihren serologischen Status; 90 % aller positiv auf HIV getesteten Personen erhalten eine dauerhafte antiretrovirale Therapie; bei 90 % der Personen mit antiretroviraler Therapie ist eine Viruslast dauerhaft nicht mehr nachweisbar. / Les trois 90 : 90% des personnes vivant avec le VIH connaissent leur statut sérologique ; 90% de toutes les personnes infectées par le VIH dépistées reçoivent un traitement anti-rétroviral durable ; 90% des personnes recevant un traitement anti-rétroviral ont une charge virale durablement supprimée
(Quelle / source: https://www.unaids.org/en/resources/909090).

2 Hirondelle bedeutet Schwalbe.

3 Dies ist zugleich der erste Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die komplett in die Verfassung der Republik Benin von 1990 aufgenommen wurde. / Il s’agit là également du premier article de la Déclaration Universelle des Droits de l’Homme, qui fut intégralement incorporée dans la Constitution de la République du Bénin de 1990.

Benin – Interview mit LGBT*-Aktivtist*innen des HIRONDELLE CLUB BENIN

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert