Die Feminizide in Ciudad Juárez gehen bis in das Jahr 1994 zurück und bis Heute verschwinden in Ciudad Juárez junge Mädchen und Frauen, die überwiegend aus den marginalisierten Colonias stammen. Mónica, ist leider kein Einzelfall und dennoch einzigartig, da sie eine junge Studentin der Universidad Autónoma de Ciudad Juárez war und aus bis heute unerklärten Gründen im Jahr 2009 auf dem Gelände der Universität verschwand. Es ist anzunehmen, dass es sich auch bei ihr um Feminizid handelt.
Ihre Eltern, Olga und Ricardo, gründeten nach Mónicas Verschwinden mit anderen Betroffenen der Feminizide das Komitee Madres Unidas para la justicia. Sie lernten sich vor dem Gebäude der Staatsanwaltschaft kennen, mit der Hoffnung, dass sie ihre Fälle vorbringen könnten. Das Komitee möchte weiteren Betroffenen als Anlaufstelle und Beratungsfunktion zur Seite stehen sowie sie mit aller Kraft versuchen für Gerechtigkeit weiterzukämpfen.
Wir hatten die Möglichkeit, sie in ihrem Haus zu besuchen und trafen noch zwei weitere Mütter an, die ebenfalls das gleiche Schicksalen teilen müssen.
Eine finanzielle Unterstützung seitens des Staates wurde den Betroffenen zwar zugesichert, aber nie umgesetzt. Nach Angaben der Familie kommen 80% der Informationen, die zur Ergreifung der Täter in wenigen Fällen führen von Angehörigen, deren Kinder verschwunden sind. Damit die Suche nach Vermissten seitens der Polizei stattfindet, müsse erst ein Verbrechen vorliegen und ohne Beweise oder Angaben gäbe es keinerlei Suchmaßnahmen.
Die drei Mütter und Ricardo erzählen uns ihre individuelle Geschichte, von ihrer Trauer, die sie jeden Tag empfinden und von dem Schmerz der manchmal so groß wird, dass sie gar nicht mehr wissen, wie sie noch weiter für Gerechtigkeit kämpfen und weiterleben sollen. Das schlimmste sei die Ungerechtigkeit der Straflosigkeit und das Gefühl die Hoffnung nicht aufgeben zu können, da ihre Töchter ja noch am Leben sein könnten. Nach einem langen Gespräch und Umarmungen zum Abschied geben sie uns noch einen großen Stapel Suchzettel mit. Die Kraft und Zuversicht, die das Komitee zusammenhält und ihnen weiterhin Kraft spendet ist überwältigend und dennoch mit tiefer Trauer verbunden. Mit den Worten „continuamos para la justicia“ werden wir verabschiedet.