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Schon als wir uns dem Parkplatz von der in Cd. Juárez ansässigen Zeitung El Diario näherten, prangten uns von weitem zwei große, am Gebäude befestigen Banner entgegen. Abgebildet sind Armando (“El Choco“) Rodríguez Carreón (1968-2008) und Luis Carlos Santiago (1989-2010), beides ehemalige Mitarbeiter des El Diaro, die ihr Leben lassen mussten und deren Morde bis heute nicht aufgeklärt sind.

Der Diario gehört zu einer der wenigen Zeitungen in Mexiko, die sich geweigert haben ein Abkommen mit der Regierung zu unterzeichnen, welches sie dazu verpflichtet staatstreu über den Drogenkrieg zu berichten.

 

Wir trafen Luz (Lucy) Sosa welche sich ausgiebig Zeit nahm uns von ihrer journalistischen Arbeit und den damit verbunden Problematiken zu erzählen. 1998 begann sie für den Diario zum Thema Sicherheit, bzw. Verbrechen zu berichten. Die ansteigende Gewaltwelle in Ciudad Juárez machte auch die Arbeit der Journalist_innen erheblich schwerer. Als Lucy 2011 zunehmend bedroht wurde, änderte sie ihren journalistischen Fokus und berichtet seither nur noch über zivilgesellschaftliche Themen. Befasste sie sich früher hauptsächlich mit dem harten Alltag der organisierten Kriminalität sowie zu Gerichtsprozessen und Polizeithemen wie Tod, Terror und Straflosigkeit, so sind es heute die Leute, welche jeden Tag zu kämpfen haben und Reparaturarbeit leisten, über die Lucy berichtet. Es sind mutige Leute, Helden, Bürger dieser Stadt, die sich von der Gewalt und Korruption nicht haben einschüchtern und vertreiben lassen, denen sie einen Namen geben will. Auch wenn sie ihren neuen Themenschwerpunkt als überaus wichtig betrachtet, ist sie dennoch frustriert und wütend darüber, dass die Kriminellen Akteure letztlich bestimmen worüber sie nun schreibt.

 

Die Mitarbeiter_innen des Diario leisten täglichen Widerstand. Für sie ist es alltäglich geworden sich jeden Tag aufs neue in Gefahr zu bringen, denn nicht nur die Drahtzieher der organisierten Kriminalität, sondern auch der Staat weiß wie er jene zum schweigen bringt, die zu viel Wissen verbreiten.

 

Im April 2011 haben Lucy und ihre Kolleg_innen ein journalistisches Netzwerk gegründet mit dem sie sich gegenseitig unterstützen und weiterbilden. Workshops werden innerhalb des Netzwerkes organisiert, nehmen jedoch neben der eigentlichen Arbeit viel Zeit in Anspruch Zeit die nicht immer vorhanden ist.

 

Auf die Frage, was ihr Kraft gibt weiterzumachen, antwortet Lucy nur, dass sie sich das auch manchmal fragt. Doch anders als andere Journalisten die nicht mehr berichten was wirklich passiert in diesem Land, haben sich die Mitarbeiter_innen des Diario auf die Fahne geschrieben weiter zu berichten und nichts zu verschwiegen, denn entgegen der Aussage der Regierung gehen die Morde weiter.

 

Nach unserem Gespräch mit Lucy konnten wir sogar noch die Druckerei besichtigen und bekamen einen sehr detaillierten Einblick hinter die Kulissen des Diarios der mit 50.000 Auflagen pro Tag, welche in ca. 7 Stunden gedruckt werden, hoffentlich noch sehr lange weiterdrucken wird.

 

Ciudad Juárez – El Diario

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