Montag Abend trafen wir am Paso del Norte, einem neu gebauten Theaterkomplex, der von weiträumigen Betonflächen umgeben wird, Guadalupe de la Mora von Telón de Arena (s. Blog), die uns mitnahm auf einen Rundgang durch den sogenannten Stadtteil ‚Pronaf‘. Hierbei handelt es sich um einen Viertel, das durch das Programa nacional fronterizo nach und nach abgerissen wurde und durch Brachflächen, neue Betonklötze, bezugslose Skulpturen und vor allem heute leerstehenden Gebäuden ersetzt wurde. Pronaf wurde 1961 initiiert, um die Grenzregionen kulturell und für Touristen attraktiver zu gestalten. Die Neugestaltung wurde in Mexico D. F. geplant und eine Beteiligung der den Raum nutzenden Menschen erfolgte nicht.
Wir ziehen am Kunstmuseum vorbei, vor dem eine Springbrunnen ähnelnde Konstruktion zu sehen ist. „Hier haben wir manchmal geprobt mit Telón de Arena“, erzählt Guadalupe. „Zum Día de los Muertos wird der Platz genutzt, um Altäre zu präsentieren und jede Menge Menschen kommen. Leider haben die Konstrukteure vergessen, dass die Platte kochend heiß wird durch die Sonne“, fügt sie hinzu. Außerdem erzählt sie, dass der Besitzer die Brachfläche zwischen dem ehemaligen Theater und dem Kunstmuseum zum Großteil abgesperrt hat, weil ihn die parkenden Autos störten.
Das ehemalige Theater, ein sternförmiges Gebäude, war vor der Verlegung des Rio Bravo schon von Weitem zu sehen. „Reges Treiben um Artesaníastände und -geschäfte umgab das Gebäude“, berichtet Guadalupe. Heute ist das Gebäude verschlungen von einer Shopping Mall, wie sie überall in Ciudad Juárez zu finden sind. Letztere steht mittlerweile zu 75% leer.
Zirka eineinhalb Stunden sind wir unterwegs auf dem Ringweg um den Stadtteil, vorbei an ungenutzten Flächen, Neubauten, die z. T. bereits wieder ungenutzt sind, Diskotheken, Wettbüros, Museen und Theater. Guadalupe ergänzt noch: „Heute denken die Menschen, Pronaf ist der Weg, der sich kreisförmig um das Viertel zieht.“