Wir sind von einigen Student_innen eingeladen, um sie in ihrem besetztem Haus im Stadtzentrum zu besuchen. Ursprünglich waren sie alle in der Uni in der Bewegung #yo soy 132 organisiert. Diese horizontale, breit gefächerte Bewegung entstand 2012 mexikoweit, um den Wahlsieg des PRI-Kanditaten Enrique Peña Nieto zu verhindern. Allerdings ist es still geworden um die einstige Massenbewegung – so engagieren sich auch unsere 5 Gastgeber_innen dieses Abends nun in anderen Gruppen und Organisationen sozialer Bewegungen.
Das Haus ist seit 2 Jahren besetzt. Die jetzigen Bewohner_innen verstehen sich als Aktivist_innen und wollen primär einen Kulturraum als Freiraum schaffen. Einen Ort, den verschiedene Menschen nutzen können. Öffentliche Veranstaltungen gab es schon einige, wie kleine Workshops und regelmäßiges Kino; außerdem nutzen einige Gruppen das Haus als Versammlungsort. Aktuell wird der Veranstaltungsraum umgebaut, denn viele Projekte sind in der Planung. So sollen ein Ton- und Radiostudio sowie eine Siebdruckwerkstatt und eine Bibliothek entstehen.
Auf die Nachfrage unsererseits nach ihren Erfahrungen mit Polizei und Repression antworten sie, dass für sie genau durch die öffentlichen Veranstaltungen und das Nutzen von sozialen Netzwerken ein Sicherheitsfaktor entsteht, denn Bedrohungen gab und gibt es ständig.
Laut mexikanischem Recht darf ein Haus erst nach verlorenem Prozess geräumt werden. Wenn niemand als Besitzer eine Anzeige erstattet, um einen legalen Prozess zu eröffnen, passiert meistens nichts.
Die Situation in Ciudad Juárez sei auch sehr speziell, in dieser Stadt gibt es sehr, sehr viel Leerstand. Viele verlassen, v.a. während der Zeit der Gewalt, Juárez und interessieren sich dann nicht mehr für ihre ehemaligen Wohnhäuser.