Jeden Tag brechen tausende Menschen ohne Papiere aus den zentralamerikanischen Ländern Honduras, El Salvador, Guatemala, Belize und Nicaragua auf, um in den USA Arbeit zu suchen. Und auch immer mehr Frauen und Mädchen nehmen in der Hoffnung auf ein besseres Leben den langen Weg nach Norden auf sich. Darunter sind viele alleinerziehende Mütter, die ihre Kinder bei Verwandten zurücklassen müssen. Die Gründe für die Migration sind evident: Die wirtschaftliche Situation in den zentralamerikanischen Ländern ist katastrophal. Dazu kommen noch die kaputte soziale Infrastruktur, das Erbe der ehemaligen Bürger_innenkriegsländer, sowie politische Systeme, von denen die Mehrheit der Menschen de facto ausgeschlossen ist. Auch die Flucht aus gewalttätigen Eheverhältnissen oder die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung spielen eine Rolle. Besonders transsexuelle Menschen sind gezwungen, aufgrund von Diskriminierung und Bedrohung vor allem aus Honduras und El Salvador zu flüchten.
Für viele Migrant_innen ist die Reise nach Norden der einzige Ausweg aus einem Leben in Armut und Gewalt und die einzige Möglichkeit, durch Geldrücksendungen das Überleben der Familie zu sichern.
Doch die Reise durchs Transitland Mexiko ist gefährlich, laut Amnesty International eine der gefährlichsten der Welt. Aufgrund der durch das US-Migrationsregime forcierten Kontrollen, die zunehmend von der Grenze ins mexikanische Inland verlagert werden, bleibt der Güterzug das einzige Verkehrsmittel. Als blinde Passagiere steigen Migrant_innen auf die Dächer der Züge und reisen so bis zu 3.000 Kilometer von einer Grenze zur anderen.
„La bestia“ – die Bestie – wird der Zug genannt, wegen der Menschenleben, die er frisst.
Für Frauen ist die Reise noch gefährlicher: Jede zweite Migrantin wird auf der Reise Opfer von sexueller Gewalt. Viele Frauen nehmen Vergewaltigungen in Kauf und setzen sich vor der Reise Verhütungsspritzen, damit sie wenigstens nicht schwanger werden. Oft wird der eigene Körper als Zahlungsmittel eingesetzt. Entführungen, Überfälle und Morde durch das mächtige Drogenkartell Los Zetas stehen auf der Tagesordnung. Auch die mexikanische Migrationspolizei ist in die kriminellen Machenschaften auf der Migrationsroute verstrickt, und nutzt den illegalisierten Status der Migrant_innen aus, um von ihnen Reisegeld zu erpressen.
Nach mehreren Wochen Reise stellt dann die mexikanische Nordgrenze, deren Überwachung durch die restriktive Einwanderungspolitik der USA immer weiter ausgebaut wird, ein praktisch unüberwindbares Hindernis dar.
(Maria Lisa Pichler, sehenlesenhoeren.tumblr.com)