Unsere Gesprächspartnerin Reverend Katie steht als Pastorin, der 1968 in Los Angeles gegründeten Metropolitan Comunity Church (MCC), nicht nur an der Spitze einer Gemeinde Schwuler, Lesben, Bi, Trans* und ein paar Heterosexueller, sondern auch im Herzen der kleinen LGBTI Bewegung in El Paso. „Alles was es an LGBTI Organisiationsstrukturen in el Paso gibt, gruppiert sich um die MCC“, sagt Katie, die seit 31 Jahren mit ihrer Partnerin zusammenlebt und seit sechs Jahren in El Paso als Pastorin arbeitet. In der Szene El Pasos herrsche eine Kultur des Versteckens: „Viele finden mich hier in El Paso zu öffentlich und zu politisch“ meint Katie. Aber wenn es darum geht für soziale Gerechtigkeit einzustehen, dann ist ihr das egal „schließlich hat auch Jesus soziale Gerechtigkeit gepredigt“.
So sei die Situation der vorwiegend hispanischen und katholischen LGBTI Community in el Paso nach wie vor vom „Closet“ geprägt. Angst vor sozialer und familiärer Ausgrenzung durchzieht die Strukturen der Stadt, die vor zwei Jahren trotz massiver Proteste konservativer, kirchlicher Gruppen und eines negativen Volksentscheids zum Thema, Sozialversicherung und Gesundheitsversorgung für gleichgeschlechtliche Partner_innen staatlicher Angestellter eingeführt hat. Hatecrimes, gäbe es in der Stadt mit einer der niedrigsten Verbrechensraten USA-weit zwar kaum, aber die Angst der Menschen sich öffentlich und innerhalb der Familie zu outen sei nach wie vor groß.
In ihrer Informations- und Bildungsarbeit sieht Katie die Womensstudies der lokalen Universität (UTEP) als wichtigste Verbündete „Da werden jungen Menschen neue und andere Lebens- und Denkweisen eröffnet“. In diesem Zusammenhang sei auch die queere studentische Rainbow Miner Initiative entstanden.
Um Bildungsarbeit, Beratung und spirituelle Unterstützung geht es auch im Netzwerk Rio Grande Adelante, das LGBTI in der gesamten Region El Paso del Norte (New Mexico/ Texas/ Chihuahua) unter anderem mit Universitäts-Stipendien unterstützt. Als aktiver Teil des Netzwerks schmiedet die MCC hier Allianzen für regionale Projekte und Initiativen. Auf lokaler Ebene träumt Katie immer noch von einem Gemeindezentrum als integraler Treffpunkt und Ort für Projekte aller Art. Ein Traum der nach der Schließung der Räumlichkeiten der MCC vor zwei Jahren, aufgrund massiver Mieterhöhung noch ein Stückchen weiter in die Ferne gerückt ist.
Karaoke mit der Metropolitan Community Church
Am Freitagabend folgte ein Teil der Gruppe der Einladung von Reverend Katie zu einer Fundraising Party für die Metropolitan Church. Als großes Highlight wurde uns schon vorab die Karaoke Maschine angekündigt, noch dazu sollte es Tapas geben und diesem Angebot konnten wir natürlich nicht widerstehen.
Vor Ort wurden wir sehr herzlich und fast schon überschwänglich begrüßt, Reverend Katie hatte wohl nicht mehr mit unserem Kommen gerechnet, war jedoch hellauf begeistert. Kaum hatten wir uns niedergelassen wurden wir auch schon zum Karaoke singen aufgefordert. Doch erst mal wollten wir uns für den guten Zweck stärken, denn 15 % der Einnahmen des Abends durch Speis und Trank wurden vom Restaurant großzügiger weise an die Kirche gespendet. Schnell wurde uns klar, dass wir um das Singen nicht drum herum kommen würden, wie uns ein sehr enthusiastischer junger Mann zu verstehen gab, der nicht davon abließ uns zum Singen aufzufordern. Nach einer, in den Augen mancher Sängerinnen, etwas holprigen Performance eines spanischen Liedes konnten wir mit einem bühnenreifen Cover von 99 Luftballons, welches Nena hätte alt aussehen lassen, alles wieder wett machen.
Neben Reverend Katie und ihrer Frau, trafen wir auch noch auf die Leiterin der Women’s Studies von der Universität El Paso (UTEP) sowie auf viele andere sehr interessante Menschen und großartige Sänger_innen.
Noch herzlicher und stürmischer fiel dann der Abschied aus; der nächste Karaoke Abend ist auch schon geplant nur dann leider ohne “the German’s“.