Das Leben der mexikanischen Lehrerin änderte sich schlagartig als 2001 eine ihrer Schülerinnen, Liliana Alejandra Andrade, verschwand und wenig später ermordet aufgefunden wurde. Als enge Freundin der Familie gründete sie zusammen mit der Mutter Norma Andrade die Organisation Nuestras Hijas de Regreso a Casa (Wir wollen unsere Töchter zurück!). Sie setzen sich trotz aller Schwierigkeiten für die öffentliche Thematisierung von Gewalt gegen Frauen, die Aufklärung der Frauenmorde und die strafrechtliche Verfolgung der Täter ein. Darüber hinaus organisieren sie in ehrenamtlicher Arbeit vielseitige Unterstützung für die von den Frauenmorden betroffenen Familien, von emotionalem Beistand über die Organisation psychologischer Betreuung bis zu Beratung in Rechtsfragen und der Organisation von Suchaktionen nach den Verschwundenen.
Wir trafen Marisela Ortiz in einem Café in El Paso und sprachen mit ihr über ihre persönliche Gewalterfahrung in ihrem Umfeld, die Schwierigkeiten ihrer politischen Arbeit, die Korruption der Regierung und dem Hauptproblem, dass niemand für die Verbrechen zur Verantwortung gezogen wird. Für sie ist das Problem der feminicidios, der geschlechtsspezifischen Gewalt gegen Frauen, ungelöst – die öffentliche Thematisierung der Morde hat abgenommen, nicht aber die Morde selbst.
Ihrer Meinung nach ist die Gewalt in Juárez nicht abgeebbt, wie auch, wenn die Straflosigkeit weiter fortbesteht und diese eine der Hauptmotoren darstellt für Gewalt gegen Frauen.
Insbesondere streicht sie die Rolle der machistischen Gesellschaft heraus: „Frauen werden wie Objekte behandelt, alles ist an ihnen erlaubt.“
Ihrer Meinung nach kann dieser Machismo-Kultur nur eine Bildung für Respekt bzw. Sensibilisierung zu Geschlechtergleichheit entgegengehalten werden.
„Ein spezifisches Programm für das spezifische Problem der Feminizide besteht aus Programmen der Gewaltprävention und eine Bildung der Geschlechtergleichheit, die täglich sichtbar für alle wie eine Bombe einschlagen soll“, sagt Marisela.
„Aber es gibt keinen politischen Willen Programme zur Gewaltprävention einzuführen, niemand auẞer ein paar NGO’s interessierten sich für eine Bildung der Gleichheit“, beklagt sie.
Marisela lebt seit 2 Jahren in El Paso im Exil, da es gefährlich ist die Korruption der Regierung öffentlich anzuprangern und für Menschenrechte einzutreten. Weiter weg will sie nicht, da ihre Familie hier lebt und sie auch in einem engen Kontakt zu den Angehörigenfamilien steht und auch von El Paso ihnen weiterhin emotional beisteht und sich um oganisatorische Dinge kümmert. Für sie muss sie weitermachen, viel wird von ihr erwartet.
Nuestras Hijas de Regreso a casa
Nuestras Hijas de regreso a casa (Blog)
Proyecto La Esperanza
Proyecto La Esperanza
„En México matar es un negocio“ – Treffen mit der Menschenrechtsaktivistin Marisela Ortiz