Politische Reise nach Kirgistan am 19. August bis 01. September 2017
Kirgistan ist ein faszinierendes Land – und das nicht nur wegen seiner beeindruckenden Hochgebirgslandschaften, sondern vor allem wegen seiner Gesellschaft. Mit unserer politischen Reise wollen wir einige AkteurInnen kennenlernen, die dafür sorgen, dass das auch so bleibt.
Ohne Ressourcen und Industrie ist Kirgistan nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in die Unabhängigkeit gestartet. Internationale Hilfsgelder ließen nicht lange auf sich warten, brachten das Land materiell aber kaum voran. Dennoch hat das Engagement ausländischer NGOs Gutes bewirkt:
Diskutieren und seine Meinung offen zu sagen ist in Kirgisistan normal, anders als in seinen autoritär regierten Nachbarländern. Neben zahlreichen NGOs gibt es zunehmend auch Bürgerinitiativen und andere Formen, wie sich Menschen für ihre Gesellschaft engagieren.
Doch nach zwei Jahrzehnten des Balancierens zwischen Russland und dem Westen ist Kirgistan nun eindeutig im Einflussbereich des Kreml angekommen. Von dort kommt über Politik und vor allem das Fernsehen die geballte Propaganda mit Hass auf den Westen und die Demokratie. Dieser Hass wird auch von Saudi-Arabien und anderen islamischen Ländern genährt. Seit Jahren finanzieren sie Moscheen und islamische Bildungseinrichtungen in Kirgisistan.
Doch hier hat Kirgistan allerdings auch hausgemachte Probleme wie das Geschlechter- und Familienbild. Der Brautraub, über den auch bei uns immer wieder berichtet wird, ist leider für viele Frauen und Mädchen brutale Realität. Die gegenseitige Abhängigkeit in einer Gesellschaft ohne Sozialstaat macht es jungen Menschen nicht leicht, einfach zu gehen und solchen Verhältnissen den Rücken zu kehren. Denn Kinder tragen die Verantwortung dafür, dass die Eltern im Alter nicht hungern.
Der Zusammenbruch der Wirtschaftsstrukturen und die damit verbundene Arbeitslosigkeit zwangen die jungen Menschen jedoch zu „gehen“; innerhalb Kirgistans von der Peripherie ins Zentrum (Zeugnis dafür sind die Novostroiki bei Bischkek) bzw. als ArbeitsmigrantInnen nach Kasachstan und Russland (die Auslandsüberweisungen der Arbeitsmigranten betragen ca. 25% des BIP). Die Schwerpunkte der einheimischen Wirtschaft verschoben sich auf den Handel, gleichzeitig entstand eine leistungs- und konkurrenzfähige Textilindustrie.
Bei unserer Reise wollen wir Menschen treffen, die sich auf unterschiedliche Weise in ihrer Gesellschaft engagieren: Im Bereich Stadtentwicklung und öffentliche Freiräume, als FeministInnen, JournalistInnen, MenschenrechtsaktivistInnen, JugendarbeiterInnen. Wir werden uns mit der wirtschaftlichen Situation, v.a. dem Dordoi-Markt und der Textilindustrie, und der Situation von BinnenmigrantInnen und MigrantInnen nach Russland und Kasachstan beschäftigen.
Unser Programm wird in der Hauptstadt Bischkek und am See Issyk-Kul stattfinden. Bischkek ist eine moderne, staugeplagte Großstadt, die im August allerdings deutlich leerer ist: Urlaubszeit. Wenn die Menschen wieder zurück nach Bischkek fahren, fahren wir an den Issyk-Kul, einen wunderschönen, riesigen Hochgebirgssee. Auch dort werden wir uns mit Aktiven treffen.
Auf Wunsch kann die Reise auf eigene Kosten verlängert werden.
Auf Wunsch kann eine Anerkennung als Bildungsurlaub nach dem Berliner Bildungsurlaubsgesetz beantragt werden.
Die Treffen werden in der Regel russisch-deutsch gedolmetscht. Auch ohne Russischkenntnisse geht Ihr beim Reisen nicht verloren.
Leitung: Michael Schulte, Jeannette Dittmar
Teilnahmebeitrag inklusive Vorbereitungsseminar, Flug, Unterkunft und Fortbewegung in Kirgistan: ca. 1.000 bis 1.200 Euro
Weitere Infos und Interessebekundung: kirgistan@iak-net.de