Besuch der Halbinsel Zacate Grande
Als letzter Programmpunkt stand ein Besuch der Organisation ADEPZA und des Menschenrechtsbeobachtungscamps von CICA und COFADEH auf der Halbinsel Zacate Grande im Golf von Fonseca auf unserem Programm. Auf Zacate Grande leben seit 150 Jahren 10 Gemeinden von Fischerei und Landwirtschaft – aber auch hier gibt es gewalttätige Kämpfe um Landtitel – und auch hier ist eine Modellstadt geplant.
Das Land wurde im Jahre 1899 unter Präsident Terencio Sierra widerrechtlich (es war Staatseigentum) an seine Enkelin Carmen Malepin, eine nicaraguanische Staatsbürgerin, verschenkt. Miguel Facussé und andere Großgrundbesitzer kauften es in den 1970er Jahren zurück: die wunderschöne Inselwelt dient ihnen nun als Sommerresidenz. Insgesamt besitzt Facussé von den 4874 Hektar der Halbinsel über 3500 Hektar Landtitel.
Mehrere Aktivist_innen von ADEPZA informierten uns über die Situation und die Kämpfe ihrer Gemeinden. Sie sind Aggressionen und Vertreibungsversuchen ausgesetzt. Denn Miguel Facussé betreibt eine aktive Spaltungspolitik mit kleinen Geschenken, dem Einsatz evangelikaler Sekten und demnächst auch mit einem eigenen Radio. Facussé äußerte öffentlich, dass auf diejenigen geschossen wird, die sein Land betreten, und sei es nur zum Brennholzsammeln.
Bei einer Umfrage des kämpferischen Radios „La Voz de Zacate Grande“ kam heraus, dass 40% der Bevölkerung auf der Halbinsel ADEPZA-Anhänger_innen sind, d.h. sie kämpfen für ihre Landtitel, 30% sind auf Seiten Facussés und 30% der Bevölkerung hält sich aus dem Konflikt heraus.
ADEPZA hat konkrete Projekte zur Verbesserung der Ernährungssituation, z. B. durch das Anlegen von ökologischen Gemüsegärten in den Gemeinden. Auch das von Jugendlichen gegründete und betriebene Radio „La Voz de Zacate Grande“ klärt regelmäßig über die Situation der Landrechte auf der Halbinsel auf. Aus diesem Grund waren sie auch mehrfach Übergriffen und Festnahmen seitens der Polizei ausgesetzt – unter anderem wurden acht Mitglieder des Radios verhaftet.
Die Sommerresidenzen der Oligarchen nahmen wir am nächsten Tag vom Boot aus in Augenschein.
Wir übernachteten im Menschenrechtscamp von CICA und konnten so den Alltag der Menschenrechtsbeobachter_innen vor Ort mitbekommen. Am Vorabend der Reise hatten wir bereits die US-amerikanische Menschenrechtsorganisation PROAH in Tegucigalpa besucht, die Menschenrechtsbegleitungen im gesamten Land machen und eng mit COFADEH zusammenarbeitet. Alle Organisationen gaben uns den dringenden Aufruf, dass mehr Menschenrechtsbeobachter_innen für die zahlreichen Konfliktregionen in Honduras gesucht werden. Bei Interessierten aus dem dt.-sprachigen Raum ist es möglich, sich an Peace Watch Swizerland oder die Hondurasdelegation zu wenden.
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