Ein Treffen mit dem Menschenrechtsobservatorium und die Justiz in Tocoa
Weiterfahrt nach Bajo Aguan. Auf dem Weg zum Treffen mit dem Menschenrechtsobservatorium der Krisenregion Bajo Aguan erreichte uns die Nachricht, dass bei der gewaltsamen Räumung der Finca Los Laureles 34 campesinos festgenommen worden waren. Menschen wurden dabei verprügelt, flüchtende Menschen aus Autos gezerrt und Tränengasgranaten in die Häuser der Nachbargrundstücke geworfen. Unter den 34 Festgenommenen befanden sich mehrere Minderjährige und ein Baby. Kurz vor Sonnenuntergang konnte die Menschenmenge vor dem Gerichtsgebäude aufatmen: Die campesinos wurden unter Auflagen endlich freigelassen. Unter den Freigelassenen befanden sich mehrere Personen mit deutlichen Spuren körperlicher Gewalt. Zum Schluss noch ein Warnschuss, bevor das anwesenden Militär in Jeeps vom Gelände fuhr. Zwei unserer Gruppe waren mit dem Menschenrechtsobservatorium nach Los Laureles gefahren, um Informationen über einen möglichen Toten während der Räumung zu überprüfen. Tatsächlich hatte ein Mitte 50-Jährige, der an Lungenkrebs erkrankt war, den Tränengasangriff nicht überlebt.
Später versammelten wir uns dann nochmal mit dem Menschenrechtsobservatorium, um über die aktuelle Situation in Bajo Aguan zu sprechen. Vertreter_innen verschiedener Bauerngewerkschaften berichteten von Übergriffen durch Militär und Paramilitärs. Von Morden, Verschwundenen und Vergewaltigungen, von Vertreibung und Angst. Für die Auflistung aller Taten würde der Abend nicht reichen, so sagt eine Frau. Aber einen Eindruck werden wir bekommen. Zur Zeit unserer Abfahrt zwei Tage später wird es 3 neue Tote zu betrauern geben. Später am Abend dann die Diskussion darüber, welche Dörfer wir am nächsten Tag besuchen sollen. Viele möchten, dass wir kommen, möchten, dass auch die weiter abgelegenen Dörfer durch Besuche internationale Solidarität spüren können.